4.1 Datenbasis
Seit
1993 wird eine Unternehmensbefragung in jährlichen Abständen
vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaften
(infas) durchgeführt. Grundlage hierfür ist das Mannheimer
Innovationspanel.
Jährlich werden ca. 3000 Unternehmen in Ost- und Westdeutschland
zur Struktur der Unternehmung, zu allgemeinen Unternehmensangaben
und insbesondere über die Innovationsaktivitäten, sowie
deren Auswirkungen auf Qualifikationsstruktur und zur Qualifizierung,
befragt.
4.2. Innovation und Qualifikationsstruktur
Um die Auswirkungen von Innovationen auf die Qualifikationsstruktur
besser bewerten zu können, werden die Beschäftigten in
vier Gruppen unterteilt:
- Ingenieure, Wissenschaftler (und hochqualifizierte
Techniker)
- Techniker, Meister
- Facharbeiter
- Sonstiges Personal
Die erste Gruppe, mit dem formal höchsten Berufsabschluss,
stellt das
höchste, die letzte Gruppe entsprechend das geringste Humankapital
dar.
Zusätzlich werden die Unternehmen in innovativ
und nicht-innovativ unterteilt, wobei ein Unternehmen als innovativ
gilt, wenn es in den letzten drei Jahren Produkt und/oder Prozessinnovationen
durchgeführt hat.
Tabelle 1: Aufteilung der
Beschäftigten nach Qualifikation in innovative und nicht-innovative
Unternehmen des produzierenden Gewerbes in Westdeutschland 1997.
Quelle: MIP, ZEW mit eigenen Hochrechnungsfaktoren
(Blechinger/Pfeiffer)
In der Produktion und der Erstellung von Dienstleistungen zeigt
sich, dass der Anteil von Wissenschaftlern, Ingenieuren und hochqualifizierten
Techniker in innovativen Unternehmen fast doppelt so hoch ist wie
in nicht-innovativen.
In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der innovativen Unternehmen
stellen Ingenieure und Wissenschaftler mit 36 % die größte
Gruppe, das sonstige Personal mit 19 % die kleinste Gruppe dar.
Im nächsten Schritt werden die Zusammenhänge
zwischen den einzelnen Beschäftigungsgruppen untersucht. Die
Fragestellung hierfür lautet, inwiefern sich eine besonders
hohe Beschäftigungsrate einer Qualifikationsgruppe auf die
übrigen Gruppen auswirkt. Die Ergebnisse werden mit Hilfe des
Rangkorrelationskoeffizienten von Spearman in Tabelle 2 zusammengefasst.
Für den Rangkorrelationskoeffizienten ergeben
sich Werte zwischen -1 und 1:
- Wert ist in der Nähe von 1:
Die zwei Gruppen sind positiv korreliert, d.h. eine
Zunahme der einen Beschäftigungsgruppe führt auch zur
Zunahme der anderen Gruppe.
- Nahe 0: Es besteht kein messbarer Zusammenhang
- Nahe -1: Eine Zunahme der einen Gruppe führt zum Rückgang
der anderen Gruppe.
Tabelle 2: Qualifikationsstruktur nach
Größenklasse und Industriezweigen für Gesamtdeutschland
Quelle: MIP, ZEW; Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman
Abkürzungen: NF: Nicht forschungsintensiver Bereich, HW: höherwertige
Technik, SP: Spitzentechnik
Aus den stets positiven Korrelationen zwischen
den ersten drei Beschäftigungsgruppen (Ingenieure, Techniker,
Facharbeiter) geht hervor, dass es auf jeden Fall keine negative
wechselseitige Beeinflussung dieser Gruppen gibt. Durch die Null-Nähe
kann jedoch keine weitere explizite Aussage zum direkten Zusammenhang
der betroffenen Gruppen getroffen werden.
In der letzten Zeile zeigt sich, dass vor allem in Unternehmen die
zur Spitzentechnik zählen, Ingenieure und Techniker, die Gruppe
des „Sonstigen Personals“ negativ beeinflusst. Die Werte
-0,6 und -0,7 zeigen, dass eine Ausweitung der Stellen für
Höherqualifizierte, zu einer Verringerung der Arbeitsplätze
für das „sonstige Personal“ führt.
Die enge Substitutionsmöglichkeit zwischen Facharbeitern und
dem „sonstigen Personal“ (-0,96 / -0,79) geht allerdings
nicht zwangsläufig auf den technologischen Fortschritt zurück,
sondern ist mit Folge einer zu geringen Lohndifferenz dieser beiden
Gruppen.
Zusammenfassend zeigt dieser Abschnitt, dass vor allem in innovativen
Unternehmen die Qualifikationsstruktur höher ist als in nicht
innovativen. Die positive Korrelation zwischen hoch- und mittelqualifiziertem
Personal und die stark negative Korrelation zwischen den ersten
drei Beschäftigungsgruppen und dem „sonstigem Personal“
zeigen, dass in erster Linie gering qualifizierte Personen durch
den Arbeitsplatzabbau beim technologischen Fortschritt betroffen
sind.
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